IEEE 693 – Erdbebennachweis für Umspannwerke
Definition
IEEE 693 ist eine vom Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) veröffentlichte Norm, die Empfehlungen zur erdbebensicheren Auslegung elektrischer Ausrüstungen in Hochspannungsanlagen gibt – insbesondere in Umspannwerken. Ziel ist es, die Funktionsfähigkeit sicherheitsrelevanter Systeme auch bei starken seismischen Einwirkungen aufrechtzuerhalten.
Fachliche Vertiefung
Die Norm unterscheidet drei Stufen der seismischen Qualifikation – niedrig, mittel und hoch – basierend auf der zu erwartenden Bodenbeschleunigung (Peak Ground Acceleration). Zur Nachweisführung sind verschiedene Methoden zugelassen: physikalische Prüfverfahren wie Rütteltischversuche, analytische Verfahren oder Nachweise auf Basis dokumentierter Betriebserfahrungen. Abgedeckt sind beispielsweise Schaltschränke, Transformatoren, Trennschalter und Steuergeräte. IEEE 693 wird vorrangig bei neuen oder erweiterten Umspannwerken angewendet. Eine verpflichtende Nachrüstung bestehender Anlagen ist nicht vorgesehen.
Unsere Einordnung im Fachkontext
Die Anforderungen von IEEE 693 sind besonders relevant für Betreiber kritischer Infrastrukturen und Hersteller von Ausrüstung für elektrische Energieversorgungssysteme in seismisch aktiven Regionen. Die Norm bietet einen international anerkannten Rahmen für die Bewertung, Dokumentation und Qualifikation seismischer Belastbarkeit – auch im Zusammenspiel mit seismischer Instrumentierung. Sie schafft Planungs- und Abnahmesicherheit und unterstützt eine standardisierte Vorgehensweise bei der Auslegung erdbebensicherer Komponenten.